Sunday, February 1, 2009

experiences - Erfahrungen

"Auf deiner Reise wird es Höhen und Tiefen geben. Genieße die Höhepunkte und lerne möglichst viel aus den schlechten Erfahrungen."

Das hat mir ein guter Freund gesagt bevor ich mich auf meine Reise begeben habe. Diese Woche hab ich einen dieser Tiefpunkte erlebt. Ich erzähl einfach mal von Beginn an...
Sylvia und ich sind am Mittwoch Nachmittag in Shepparton auf der Farm angekommen. Auf der Farm gibt es in Mitten der Birnenbäume einen kleinen Campingplatz. Dort trafen wir direkt die andern Backpacker die schon ihren ersten Tag hinter sich hatten. Schon an den Gesichtern konnte wir sehen dass sie anscheinend einen scheiss Tag hinter sich hatten. Unter einigen Franzosen und 2 Holländern war auch noch ein Deutsches Pärchen, die uns direkt mal aufklärten. Es wird dort in Pärchen gepickt, jeder bekommt eine Leiter, eine Umhängetasche und einen Ring. Es dürfen nur die Birnen geerntet werden die NICHT durch den Ring fallen. Da das aber bei ca. 90 Prozent der Birnen so ist, ist es schwierig die richtigen zu finden. Bezahlt wird man pro "bin". Eine "bin" ist eine ca. 1 Quadratmeter große und 70cm hohe Kiste. Für diese Bin bekommt man 35§. Da es verdammt schwer ist die richtigen Birnen zu finden, haben die beiden Deutschen am 1. Tag eine bin geschafft, was bedeutet dass sie zusammen 35$ verdient haben. Von der 35§ werden dann noch 7$ pro Person für den Campingplatz abgezogen.

Wir dachten uns dann, na ja, versuchen kann man's ja mal. Außerdem wurde uns in Aussicht gestellt dass bald das "full picking" beginnt. Das heißt dass einfach alle Birnen genommen werden können. Am ersten Tag (Donnerstag) fuhren wir also um 6 Uhr aufs Feld und fingen fleißig an zu pflücken. Die ersten Bäume waren auch ganz gut und es sah danach aus dass es mehr als eine bin werden würde. Aber schon nach 2-3 Bäumen wurde es immer schlechter, und immer schwieriger gute Birnen zu finden. Manchmal hatte man einen Baum, an dem vielleicht 3 gute Birnen dran waren, man aber Mindestens 20 Minuten für den Baum braucht. Meine Motivation verlor sich dann immer mehr. Dazu kam noch dass es immer heißer wurde. Außerdem gibt es auf den Felder unglaublich aggressive Fliegen, die sehen aus wie unsere Hausfliegen, sind aber 10 mal schneller und fliegen dir die ganze Zeit in die Augen, Nase und Ohren. Um 12 Uhr war es dann ca. 43°C (im Schatten) und unsere bin war gerade mal zu 3/4 gefüllt. Um 1 Uhr hörten wir alle auf zu arbeiten weil es einfach zu heiß war. Deprimiert fuhren wir alle zurück zum Camp. Dort diskutieren wir was wir jetzt machen sollen. Es war einfach scheisse. Du schuftest 7 Stunden in der Hitze und bekommst im Endeffekt 10$ dafür. Als ich dann wegen der Hitze und trotz 7 Litern Wasser die ich schon getrunken hatte (ohne auf Toilette zu müssen) üble Kopfschmerzen bekam war ich dann richtig angepisst. Am Nachmittag erfuhren wir dann noch dass das full-picking wohl erst in 7-10 Tagen beginnen soll. Nach einigen Diskussion mit den anderen Backpackern und einem Telefonat mit meiner Familie am Abend beschloss ich, wie auch die meisten anderen, den Job hinzuschmeißen. Am Freitag Morgen ging ich noch für 2 Stunden aufs Feld um die eine bin wenigstens zu füllen um mich danach direkt abzumelden. Freitag Nachmittag wurde dann eine Spitzentemperatur von 45° gemessen und im Fernsehen kam die Nachricht dass dies die schlimmste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen vor 100 Jahren in Victoria (Staat in dem Melbourne und Shepparton liegen) sei. Nachdem ich ein paar Mal mit Martin in Sydney telefoniert hatte, der mir und noch zwei Holländern den Bus zurück nach Sydney buchte ging es Freitag Abend zurück nach Sydney.

Ich kam mit dem Gefühl nach Shepparton endlich wieder Geld (dass mir nämlich ausgegangen ist) zu verdienen um dann weiter zu Reisen und das Land zu erkunden. Es war ein scheiss Gefühl diesen Plan so schnell zu verwerfen und meine Familie um eine Finanzspritze zu bitten. Ich hätte echt kein Problem mit harter Arbeit gehabt, wenn man wenigstens dafür belohnt werden würde. Aber den ganzen Tag für 7$ (3,50 Euro) bei 45° zu schuften, macht einfach keinen Sinn. Jetzt versuche ich so schnell wie Möglich einen Job als Kellner in Sydney zu bekommen. Dieses Erlebnis kann ich nur unter Erfahrungen abbuchen und versuchen daraus zu lernen.

P.S.: Bilder gibt es keine, da dieses Ereignis nicht erwähnenswert ist und ich keine Lust hatte davon Bilder zu machen.

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